Die Vereinsgründung

 

Es zeigte sich, daß selbst in schwerem Alltag die Menschen nicht von Arbeit und Brot allein leben wollten. Die Schulgemeinde erhielt 1873 eine zweite Lehrerstelle zugewiesen, die durch Lehrer Rokahr besetzt wurde. Es hatte sich schnell herumgesprochen, daß er musische Interessen zeigte. Am 31.8.1873 war er gekommen und schon im Herbst traten sangeslustige Männer an  Rokahr heran und baten ihn, einen Gesangverein gründen zu helfen und zu leiten. Ein lange schlummerndes Bedürfnis, Chorgesang zu pflegen, erfüllte sich ein Jahr später, am 25.11.1874. Der MGV Vaterland war entstanden. Herr Rokahr bekannte später, daß es ihm eine große Freude bereitet habe, den ersten Chor leiten zu dürfen. Die Chorstärke betrug 25 Sänger.

 

Die ersten Jahrzehnte

 

 

Melodien klangen, Stimmen in den Äther schwangen. Doch den jungen Verein traf bald ein schwerer Schlag, als Küster Rokahr bereits nach fünfjährigem Wirken, Ende 1878, nach Catlenburg/Harz versetzt wurde. Wie geschätzt er war, bewiesen die Einladungen zu den 25 und 50 jährigen Gründungsfeiern.

 

Nicht allein der Verlust des Musiklehrers war zu beklagen, auch Sangesbrüder zogen fort, um in Richtung Hannover bessere wirtschaftliche Möglichkeiten zu finden. Die achtziger Jahre brachten sowohl im wirtschaftlichen als auch im kulturellen Leben eine Stagnation in der Gemeinde. Mit der Einführung der Industrialisierung in den Eimbeckhäuser Fabriken nahmen der Kaufmann August Papenburg und der Gastwirt Fritz Sporleder die Initiative in die Hand und belebten den Verein. A. Papenburg war von 1889 bis 1895 und von 1902 bis etwa 1922 1. Vorsitzender.

Chorleiter war der Lehrer Carl Wrigge. Er kam 1892 als 2. Lehrkraft nach Eimbeckhausen.

 

25-jähriges Jubiläum

 

Am 19.11.1899 bot sich die Gelegenheit, die Chorschulung der Öffentlichkeit zu zeigen. Ein zweistündiges Nachmittagskonzert wurde gegeben. Carl Wrigges Stab führte und die Kramersche Kapelle aus Barsinghausen brillierten an diesem Tag. Anschließend wurde die ganze Nacht durchgetanzt.

Um die Jahrhundertwende entwickelten die Sänger eine enorme Reiselust. Die Chronik berichtet von folgenden Ausflugzielen:

Detmold (1896), Harz (1898), Hamburg (1900), Rhein (1911),

Heide und Weserbergland.

1911 gab Carl Wrigge die Chorleitung an Wilhelm Lüderitz ab. Lüderitz leitete auch die „Frohe Jugend“, einen Chor, der aus dem Pfeifenklub von 1890 hervorging.

 

Während des 1. Weltkrieges ruhte das Vereinsleben im MGV Vaterland. Es wurde lediglich im Kirchenchor gesungen. Auch nach dem Krieg war es noch einige Jahr still im Verein.


Auftrieb zum Singen gab das 50jährige Jubiläum 1924. Das Vereinsschiff wurde wieder flott gemacht. Am 15.11.1924 war der Chor soweit wieder beieinander, daß ein Liederabend veranstaltet werden konnte. Am Festessen nahmen 86 Personen teil.  Frl. Anni Meyer überreichte am 2. Tag eine Fahnenschleife im Namen einer Gruppe „verwandtschaftlich“ verbundener Damen. Wilhelm Heisterberg hielt die Geschicke des Vereins bis zum 2. Weltkrieg, wie auch Wilh. Lüderitz den Dirigentenstab, fest in Händen.

50-jähriges Jubiläum 7.7.1924

 

 

 

Der Gesangverein nach 1945

 

Bis 1949 dauerte es, bis die Sänger als Heimatvertriebene, Evakuierte, Spätheimkehrer wieder zusammenfanden.

August Tidow, aus amerikanischer Gefangenschaft kommend, war es, der das musikalische Kommando übernahm und das Vereinsschiff wieder flott machte.

 

Die 1. Generalversammlung nach dem Krieg fand am 28.4.1949 statt. Teilnehmer 4 „alte Hasen“ und 23 „Liederjünger“.

Die Chorführung übernahm der Lehrer Max Kuhle. Der Chor hatte es zunächst schwer, ein rechtes Gefüge zu bekommen. Ein Jubiläum, das 75-jährige Stiftungsfest am 12.11.1949 im Vereinslokal war dann das erste Ereignis der Nachkriegszeit. Nach 2 Jahren folgte als Dirigent der Organist Oskar Kurschel aus Hülsede. Neben gründlicher Schulung kamen erschwerend auch geistliche Lieder für den Chor hinzu. August Tidows Verdienst war, daß –durch die Mitwirkung des Chores bei vielen Dorfbegebenheiten – es dem Verein zunehmend Sympathien und neue Mitglieder bescherte. 1964 verstarb der 1. Vorsitzende, den verwaisten Stuhl besetzte Wilhelm Schwarz.

In der Amtszeit der Chorleiter Kuhle und Kurschel wurde an Sängertreffen von Altenhagen (1950), Schmarrie, Pohle, Bad Nenndorf (1951), Apelern (1953), Bad Münder (1954),  Nienstedt (1956) und Bakede (1958) teilgenommen.

 

 

 

 

 Der Chor im Jahr ca. 1955

 

 

Als herausragende örtliche Darbietung war ein Wertungssingen im Meyerschen Saal (Jan. 1958) und ein Konzert mit dem Münderschen Streichorchester (1956).

Auch das Bedürfnis nach Gesellschaftsfahrten keimte inzwischen wieder auf.

Fahrten folgten nach Polle/Hermannsdenkmal (1950),

Mittelrhein (1952), Bremen (Sängerverbandsfest), Porta Westfalica (1961),  Hamburg ( Gartenschau 1963), Solling/Corvey (1967), Heide (Vogelpark 1968).

Auch in die Lüfte ging der Gesangverein. Am 6.5.68 startete man mit einem Transportflugzeug in Wunstorf und flog über den Deister – Hassel – Eimbeckhausen – Süntel – Weser – Dümmer See – und zurück. Es war ein außerordentliches Erlebnis.

 

Als besondere Bereicherung für die Sänger erwies sich im August 1958 der neue Chormeister und Musiker Heinrich Stegen. Dynamisch leitete er den Chor und wußte ihn auch erfolgreich in die Öffentlichkeit zu stellen.

Er vermittelte den Sängern auch musikalische Besonderheiten, wie u.a. Darbietungen der „Schaumburger Märchensänger (1962/65/69) und das „Hohner-Akkordionorchester“. Der Chor bekam – dank seiner Initiative – auch einen Konzertflügel.

Dieser wurde von dem Musiker Bein aus Hannover gekauft.


     Porta Westfalica 9.9.1961

 

 

 

 

Das erfolgreiche Wirken von Heinrich Stegen führte zu vielen Veranstaltungen, wie u.a.

 

1961 Kreisfest Feggendorf, Konzert Egestorf

1962 2 Chortreffen in Ronnenberg

1963 Stiftungsfest Lauenau

1964      Konzert in Bad Rothenfelde mit Beber/Rohrsen und 90 Jahrfeier mit dem Detmolder Streichorchester

1965      Kreisfest u. Konzert in Beber

1966      Konzert mit Grenzschutzorchester, Liederabend in Hameln

1967      Wertungssingen in Hess.-Oldendorf, Konzert im Kurpark Bad Münder

1968      Konzert in Bad Eilsen

1969      Wertungssingen in Aerzen, Liedertag in Messenkamp und Bad Nenndorf

1970      Singen in der Kirche Egestorf u. im Altenheim Altenhagen

1971      Kreisfest in Brünnighausen, Konzerte in Bad Eilsen und Bad Nenndorf

1972      Konzert in Bad Nenndorf mit Beber/Rohrsen und Frauensingkreis

1973      Jubiläum in Lauenau, Konzerte in Bad Nenndorf und Bad Münder

 

Für die Darbietungen in den Badeorten wurden Singgemeinschaften mit dem Gesangverein Beber/Rohrsen und auch mit dem Eimbeckhäuser Frauenchor gebildet. Gute Nachbarschaft wurde gepflegt und blieb auch bestehen, nach dem sich der Chor 1965 organisatorisch vom Singkreis Auetal-Deister“ dem Sängerkreis Hameln-Pyrmont angeschlossen hatte.

 


Am 26.5.1974 wurde mit einem Festkonzert anläßlich der Verleihung der Zelterplakette in der Pausenhalle der Mittelpunktschule Eimbeckhausen die 00-Jahrfeier des MGV „Vaterland v. 1874“ eingeläutet.

 

 

100-jähriges Jubiläum 1974

 

Die Feierstunde zum 100 jährigem Bestehen fand dann am 2.11.1974 im Vereinslokal Heinz Kritscher mit anschließendem Tanz statt.

 



Überreichung der Zelterplakette an den damaligen Vorsitzenden Wilhelm Schwarz



 


 Der Chor 1974

 

 

Ein Jahr später wird der Chor juristische Person mit der Eintragung ins Vereinsregister (e.V. mit Satzung, Mitgliederversammlung u. Vorstand).

 

Die siebziger Jahre sind gekennzeichnet durch Krankheit und Ausscheiden vom 1. Vorsitzenden und Chorleiter. 1978 wird Jürgen Engelien Chorleiter. Gerd Oelze folgte 1980 für 3 Jahre Wilhelm Schwarz als 1. Vorsitzender. 1983 wurde Wilhelm Wiehe als 1. Vorsitzender gewählt. Er leitete den Verein bis 1987.  In diesem Jahr trat Hans-Jürgen Fries die Nachfolge an. 1995 war ein Jahr des Umbruchs im Verein. Der Chorleiter Jürgen Engelien trat von seinem Amt zurück. Zwischenzeitlich übernahm der Ehrenchorleiter Heinrich Stegen wieder das Zepter, um die Vakanz zu überbrücken. Nach kurzer und intensiver Suche wurde im August 1995 der neue Chorleiter Reinhard Großer dem Chor vorgestellt. Bis zum heutigen Tage führt er die musikalische Regie. Der Chor hat sich seither in seiner Leistung sehr gesteigert, was sich sehr vorteilhaft auf die Gemeinschaft ausgewirkt hat und auch noch auswirkt.

Trotz häufigem Wechsel seiner Führungsmitglieder blieb der MGV Vaterland seiner Sing- und Chortradition treu. Auch die vielen geselligen Veranstaltungen und Ausflüge legen Zeugnis ab,  von dem guten kameradschaftlichen Geist, der in diesem Männerchor gepflegt wird.

 

Nachfolgend eine Übersicht über die wichtigsten Aktivitäten in den letzten 23 Jahren:

 

1977      100-jähriges Jubiläum Altenhagen I, Gemeinschaftskonzert mit dem Frauenchor, Jugendmusikschule u. Freiwilligen Feuerwehr

1981      Gemeinschaftskonzert mit d. Westf. Nachtigallen

1983    Festumzug in historischer Kleidung; Singen mit

dem Frauenchor im Gutshof, gemeinsames Konzert in Bad Münder

1984    110-jähr. Jubiläumsfeier am 26.5. als Volks- 

u. Sängerfest, Weihe der neuen Vereinsfahne, Großer Festumzug mit 26 Vereinen

1985    2  Konzerte in Bad Münder

1987    Singen im Kurgarten in Bad Münder,    

Wertungssingen in Hess. Oldendorf

1988    Singen in Lauenau zum 125-jährigem    Jubiläum; Singen in Altenhagen I zum 111 jähr. Jubiläum.

1989    Singen in Beber-Rohrsen zum 100jährigem.   Sängerfest in Bakede; Jubiläumskonzert zum  20.  Geburtstag des Frauenchors.

1990    Kurkonzert in Bad Münder

1991    Konzert mit Singgemeinschaft Mariaweiler und

Frauenchor mit dem Tenor Heinrich Wente und am Flügel Peter Richter; Sängerfest in Brünnighausen; Singen am Nordmannsturm zum 125. Geburtstag v. Hermann Löns.

1992    Singen 125. Geburtstag Liederkranz in Bad Münder

1993    Gemeinschaftskonzert mit Frauenchor  Eimbeckhausen und Liederkranz Bad Münder     zur Einweihung der neuen Martin-Schmidt-           Halle

1994     Stadtsängerfest in Bad Münder,

Singen b. Frühkonzert zum 100 jähr. Bestehen des VFB Eimbeckhausen,

Jubiläumskonzert zum 120 jährigen Bestehen des MGV Vaterland mit 7 Gastchören

19951. Auftritt mit d. neuem Chorleiter R.. Großer

in Brünnighausen beim Weinfest und in Luttringhausen beim Erntedankfest

1996    Opernkonzert mit dem Liederkranz Bad

Münder in der Martin-Schmidt-Halle

1997    Mitwirken beim Konzert der Fortunen aus

Völksen  und beim Freundschaftssingen in  Hüpede

1998    Konzert in Eimbeckhausen unter Mitwirkung

des Frauenchors Eimbeckhausen und dem

Gesangverein Fortuna Völksen, sowie dem Schulchor der Grundschule Eimbeckhausen und Melinda Szabo als Pianistin.

 

Alljährlich veranstalten der Frauenchor und der MGV Vaterland ein Adventssingen am 4. Advent in der St.-Martins-Kirche.

 

Neben den fleißig besuchten Übungsabenden, den erfolgreichen musikalischen Darbietungen und Vorträgen waren die Sänger auch gesellige Reiseleute, die auch Spaß und neue Eindrücke zu erleben suchten.

Von den vielen gemeinsamen Reisen seien nur einige erwähnt:

1983  Fahrt nach Mariaweiler

1988  Kutschfahrt im Kalletal

1993  Tagesfahrt der Männer nach Bonn

1990  Busfahrt nach Wernigerode und mit den Frauen zum Möhnesee

1991  Fahrt nach Travemünde und Heidefahrt mit den Frauen

1987  Floßfahrt der Männer auf der Weser

1988 2-Tagesfahrt mit den Frauen an die Mosel

1989 Kutschfahrt im Tecklenburger Land u. Besichtigung des VW-Werkes in Wolfsburg

1990 Besichtigung der HAZ in Hannover u.

  Zweitagesfahrt mit den Frauen nach Papenburg

( Besichtigung der Meyer-Werft)

1991 Besichtigung der Detmolder-Brauerei und

Kutschfahrt durch das Deister-Sünteltal

1992 Zweitagesfahrt mit den Frauen in das Münsterland

 

 

 

Der Chor 1999 beim 125-jährigem Jubiläum